Wölfe in Zoos
In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden zahlreiche Studien über Wölfe in Gefangenschaft durchgeführt.
Auf Grundlage dieser Beobachtungen entstand lange Zeit das Bild, eine Wolfsgruppe sei ein starres Kollektiv, das von einem dominanten „Alpha-Tier“ beherrscht wird. Die übrigen Tiere würden demnach ständig um Rang und Fortpflanzungsrechte konkurrieren. In diesem Zusammenhang sprach man von Alpha-, Beta- und Omega-Wölfen, die angeblich eine feste Hierarchie bilden.
Dieses Bild ist jedoch ein Irrtum. Es entstand in erster Linie aus Beobachtungen in unnatürlichen Haltungsformen – also in Zoos oder Gruppen, die so in freier Wildbahn gar nicht existieren. Dort entwickelte sich ein künstliches Machtgefüge, das es so in der Natur nicht gibt. Junge Wölfe, die in einem Zoo heranwachsen, können ihre Familien nicht verlassen, um eine eigene zu gründen. Daraus entstehen Spannungen, Frustrationen und am Ende oft Kämpfe – Symptome von Stress, der dem natürlichen Wesen des Wolfes widerspricht.
Wölfe in freier Wildbahn
In der Natur leben Wölfe ganz anders.
Sie bilden in der Regel kleine Familienverbände, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Welpen. Oft bleiben auch Jährlinge oder ältere Nachkommen noch eine Weile in der Familie, bevor sie im Alter von 10 bis 24 Monaten – manchmal auch erst mit 3 bis 4 Jahren – ihr eigenes Revier suchen. Jeder junge Wolf verlässt irgendwann die Geburtsfamilie, um eine Partnerin oder einen Partner zu finden.
Und selbst wenn ein Wolf längere Zeit allein umherstreift, ist das kein Problem: Er wird früher oder später einen Gefährten finden und eine neue Familie gründen. Das entspricht seinem natürlichen Lebensrhythmus – frei, selbstbestimmt und ohne den Zwang, dauerhaft in einer Gruppe ausharren zu müssen.
Unsere Haltung – Stress vermeiden, Natürlichkeit bewahren
Unsere Organisation lehnt jede Form von Tierhaltung ab, die dauerhaft Stress erzeugt. Deshalb leben die Wölfe in unserem Zentrum in der Regel zu zweit – ein Rüde und eine Fähe. Genau so beginnt das Leben auch in der Natur: mit einem Paar, das den Grundstein für eine Familie legt.
Da in unserem Zentrum nur selten Wolfswelpen geboren werden, vermeiden wir unnatürliche Überpopulationen. Unsere Tiere sind sterilisiert, sodass keine unkontrollierten Würfe entstehen. In über 30 Jahren gab es lediglich zwei Würfe – in den Jahren 2010 und 2020.
Sobald junge Wölfe bei uns heranwachsen, beobachten wir ihr Verhalten sehr genau. Zeigen sich Anzeichen von Spannungen, achten wir darauf, welche Tiere harmonisch zusammenleben können, und setzen sie gegebenenfalls in ein anderes Gehege. Natürlich gibt es – wie auch bei uns Menschen – kleine Reibereien zwischen Geschwistern, doch diese sind unbedeutend und verfliegen schnell. Aggressives Verhalten oder ernsthafte Kämpfe kommen bei uns nicht vor.
Empfehlungen für Zoos
In vielen Zoos werden mehrere Wölfe in größeren Gruppen gehalten. Das führt leider häufig zu stereotypen Verhaltensweisen, zu Spannungen und zu offenen Konflikten. Unser Appell lautet daher: Versuchen Sie, Wölfe so zu halten, wie sie es auch in der Natur tun würden.
Das bedeutet: Beginnen Sie mit einem Paar – einem Rüden und einer Fähe. Beobachten Sie die Entwicklung genau, insbesondere nach dem ersten Jahr, wenn die Jungtiere langsam erwachsen werden. Spätestens ab einem Alter von zwei Jahren entstehen in unnatürlichen Gruppen oft Probleme. In der Natur würden die Jungwölfe dann abwandern. Auch in Gefangenschaft muss man diesen natürlichen Schritt nachvollziehen – indem man die Tiere trennt und in eigene Gehege umsiedelt.
Ja, das erfordert mehrere Gehege. Aber wer Wölfe der Öffentlichkeit zeigen möchte, sollte es auch richtig machen. Vermeiden Sie zudem, jedes Jahr neue Welpen zu züchten. Das verursacht unnötigen Stress und schadet dem Wohlbefinden der Tiere. Geben Sie den Wölfen stattdessen die Möglichkeit, in einer Umgebung zu leben, die ihrem Wesen entspricht – ruhig, harmonisch und ohne Dauerstress.
Nur so können Wölfe auch in Gefangenschaft als das wahrgenommen werden, was sie sind: faszinierende, hochsoziale und friedliche Tiere. In dieser Rolle können sie als Botschafter für ihre wildlebenden Artgenossen wirken.
Denn nur wenn Menschen die Wölfe verstehen und respektieren, werden sie auch bereit sein, sie in freier Wildbahn zu akzeptieren – nicht als Bedrohung, sondern als schützenswerten Teil unserer Natur.
Das ist unser Ziel.
Das ist die Mission unserer Organisation:
The
Wolf Conservation Association.